Das Kloster Königsfelden in Windisch ist eine bedeutende Gedenkstätte der Habsburger und heute ein Museum im Schweizer Kanton Aargau (AG) – vor allem bekannt durch seine farbigen Glasfenster, welche einen Höhepunkt mittelalterlicher Glasmalerei darstellen.

Geschichte des Klosters Königsfelden

Die Gründung des Klosters geht auf ein tragisches Ereignis zurück, nämlich auf die Ermordung von König Albrecht I. im Jahr 1308 durch seinen Neffen Herzog Johann von Schwaben. Albrechts Witwe, die römische Königin Elisabeth, fasst den Entschluss, für das Seelenheil des Verstobenen an der Gedenkstätte ein Doppelkloster zu errichten – vom Orden der hl. Clara (Klarissen) und des hl. Franziskus (Franziskaner, hier geht’s zu meinem Beitrag). Im Doppelkloster Königsfelden wohnen somit ab 1312 Mönche und Nonnen, wobei die Nonnen in der Mehrheit sind, was vermutlich auf die königliche Stifterin zurückzuführen ist. Zum Zeitpunkt der Gründung des Klosters im Jahr 1310 besitzen die Habsburger bereits über eine weitreichende Macht und sind im Begriff, ein europäisches Dynastiehaus zu werden.

Königin Agnes von Ungarn – Höhepunkt des Klosters

Nach dem Tod von Königin Elisabeth im Jahr 1313 übernimmt ihre Tochter Agnes die Klosterführung. Ihre Unterstützung hat zur Folge, dass das Kloster keine grösseren wirtschaftlichen Krisen erlebt wie andere Klöster zu dieser Zeit. Zudem gewinnt das Kloster an Ansehen durch die Heirat von Agnes mit dem ungarischen König Andreas III. So erreicht das Kloster Königsfelden in Windisch unter der Führung von Agnes von Ungarn den Höhepunkt seines Ruhmes. Agnes wird 83 Jahre alt und gilt als ein bedeutendes Mitglied der habsburgischen Dynastie. Die Klosternlage dient nach ihrem Tod weiterhin als Grabstätte und Memorialort der Habsburger.

Übernahme durch Bern und Säkularisierung

Im Jahr 1415 erobert der Kanton Bern den Kanton Aargau und die Klosteranlage Königsfelden wird Teil des Herrschaftsgebietes Bern. Aufgrund der religiösen Instabilität bzw. der Reformation wird das Kloster im Jahr 1528 aufgehoben und säkularisiert, wobei der grösste Teil des Klosterschatzes von über 200 Objekten verloren geht. Von nun an wohnen Landvögte und Beamte in den ehemaligen Klostermauern. Es folgt im 18. Jahrhundert die Umwandlung des Klosters in ein Spital und in ein Kornhaus.

Von der psychiatrischen Klinik zum Museum Aargau

Mit der Gründung des Kantons Aargau im Jahr 1804 geht der Besitz wieder zurück und das Kloster Königsfelden wird als Heil- und Pflegeanstalt genutzt. Wegen Platzmangel beginnt man mit einem Neubau und reisst dafür den grössten Teil der Klosteranlage ab. Nur vier Sektoren bleiben bestehen:

  • Die Klosterkirche
  • Teile des Frauenklosters
  • Das Archivgewölbe des ehemaligen Franziskanerklosters
  • Die Berner Vogtei

Zwischen 1982 und 1986 finden archäologische Untersuchungen statt sowie umfassende Renovationen. Seit 2009 gehört das ehemalige Doppelkloster Königsfelden zum Museum Aargau und ist europaweit bekannt durch seinen im 14. Jahrhundert entstandenen farbigen Glasfenster-Zyklus.

Der Glasfenster-Zyklus

Die Kirchenfenster des Klosters gehören zu den herausragendsten Werken der europäischen Glasmalerei im Spätmittelalter. Sie sind zwischen 1320 und 1360 entstanden. Die Fenster im Chorschluss bilden den Christuszyklus ab. Das Fenster in der Mitte des Chors, kurz vor 1330 entstanden, zeigt fünf Szenen aus der Passion Christi. Vier Szenen sind noch erhalten: Die Grablegung Christi, Beweinung, Kreuzigung und Geisselung.

Die Stifter der Chorfenster waren die Angehörigen des ermordeten Königs Albrecht I.. Neben den Passionsfenster befindet sich der Fensterzyklus mit dem Thema «Menschwerdung Christi». Sie erzählen die Geschichte von der Geburt und Jugend Christi, der Verkündigung an Maria, der Verkündigung an die Hirten, die Anbetung der Könige, die Darbringung im Tempel sowie die Taufe.

Die Glasfenster zur «Menschwerdung Christi» im Kloster Königsfelden haben mir besonders gut gefallen. Bei der Anbetung der drei Könige stützt Maria das stehende Kind, das sich den 3 Königen zuwendet. Der mittlere König zeigt auf den Stern über dem Haupt der Maria. Einige andere Fenster aus dem Zyklus sind leider verloren gegangen und wurden später ergänzt, so beispielsweise das Nikolausfenster, welches von Nüscheler um 1900 mit Ornamenten und Schriftzügen ergänzt wurde.

Ein weiteres Glasfenster am Chorscheitel befasst sich mit dem Thema der Auferstehung. Hier werden folgende Szenen gezeigt: Die Auferstehung, die Begegnung von Christus mit Maria Magdalena (noli me tangere), der ungläubige Thomas, Christi Himmelfahrt und das Pfingswunder.

Das Apostelfenster des Klosters Königsfelden ist um 1340 entstanden und befindet sich auch im Chorbereich. Es zeigt die Figuren der Apostel Thomas, Paulus, Jakobus Major und Judas Thaddäus. Ferner sehen wir den Evangelisten Matthäus und den Apostel Simon.

Das Klarafenster des Klosters Königsfelden ist auch um 1340 entstanden und befindet sich im Chorbereich. Es erzählt die Legende der heiligen Klara in ursprünglich fünf Bildern, jedoch sind nur vier Szenen erhalten: Klara erhält die geweihte Palme, die Ordensaufnahme von Klara, Klara und die Verwandten sowie die Rettung Assisis. Die heilige Klara rettet in ihrem Gebet die Stadt Assis von den sarazenischen Angreifern des Kaisers Friedrich II.

Das detaillierte Bild-Programm findest du hier.

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Das heutige Museum in der Gemeinde Windisch ist definitiv ein Ausflugsziel wert. Zumal man die Besichtigung mit weiteren Sehenswürdigkeiten im Kanton Aargau verbinden kann, beispielsweise mit dem Kombi-Ticket ins Vindonissa-Museum und zum Legionärspfad – so lernt man Römer und Habsburger an einem Tag kennen.

Das Museum Aargau bietet öffentliche Führungen, beispielsweise zu den Glasfenstern (siehe Website) sowie jeweils eine Sonderausstellung an. Mit einem audiovisuellen Guide könnt ihr die Kirchengeschichte direkt erleben. Das macht Spass! Führungen gibt es aber auch zu anderen Themen wie beispielsweise „Frauen im Kloster“, „6000 Legionäre und 2 Königinnen“ oder „Rund um die Klosterkirche“.

Sieh dir auch den Jubiläumsfilm «Tor zum Paradies – 700 Jahre Königsfelden» an:

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Besucherinformationen:
Adresse: Museumstrasse, 5210 Windisch
Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober 2022, Dienstag bis Sonntag 10Uhr bis 17Uhr (Montag geschlossen)
Eintritt Erwachsene: CHF 7.00 (mit Museumspass gratis), Kombi-Ticket Vindonissa-Park: CHF 24.00
Anreise mit ÖV: S-Bahn bis Bahnhof Brugg, danach ca. 7 min. Fussweg

Siehe dir auch meinen Kulturtrip-Beitrag zum Schloss Ambras in Innsbruck an.

Bilderquelle: Eigene Aufnahmen aus dem Kloster Königsfelden

 

Literatur

  • Kurmann-Schwarz, Brigitte: Die mittelalterlichen Glasmalereien der ehemaligen Klosterkirche Königsfelden, Bern 2008.
  • Mauerer, Emil: Königsfelden, Bern 1986.
  • Merz, Walter: Führer durch die Klosterkirche zu Königsfelden, Aarau 1923
  • Website des Kantons Aargau: Kloster Königsfelden