Der heilige Franziskus von Assisi wird schon zu Lebzeiten verehrt, steigt aber nach seinem Tod zu einem der populärsten Heiligenfiguren des Christentums auf. Meist wird er dargestellt in einer graubraunen Kutte, mit Tonsur und Stigmata (Wundmale Christi) oder beim Predigen in der Natur. Der Gründer des Franziskanerordens lebte absichtlich in Armut – für Menschenliebe und Brüderlichkeit. Zwei Themen, mit denen auch wir uns öfter auseinandersetzen sollten.

Leben und Legenden des Hl. Franziskus von Assisi

Im Jahr 1181 wird Francesco als Sohn eines reichen Tuchhändlers in der umbrischen Stadt Assisi geboren. Er geniesst eine gute Ausbildung und führt eine extravagante Lebensweise. Während der Auseinandersetzung zwischen Assisi und Perugia im Jahr 1202 gerät der hl. Franziskus in Gefangenschaft und erkrankt. Nach wiedererlangter Freiheit und Genesung ändert er seinen Lebensstil radikal – fortan lebt er in Armut und schlägt gleichzeitig das väterliche Erbe aus (Bild: Lossagung des Vaters). Er wird zum Emeriten und Wanderprediger und teilt sein Leben mit Bedürftigen und Notleidenden, um dem Vorbild des irdischen Christus nachzueifern.

Der heilige Franziskus beginnt ca. im Jahr 1205 mit seiner Predigertätigkeit. Seine Lebensweise stösst auf Anklang und bald schliessen sich ihm andere Menschen an. Er verfasst eine Lebensregel, die formula vitae, die bald als Grundlage der Gemeinschaft der „Minderbrüder“ (Minoriten) – wie die Franziskaner auch genannt wurden – dient. Der Orden der Minoriten wird 1209 von Papst Innozenz III. gebilligt und 1223 endgültig bestätigt (Bild: Bestätigung der Ordensregeln). Gleichzeitig stiftet Franziskus zusammen mit Klara von Assisi den Klarissenorden für Frauen.

„Die Liebe des Franziskus zur Natur war sprichwörtlich, ebenso seine Predigt vor den Tieren“ (Lodwick 2014, S. 146, siehe Vogelpredigt)

Der hl. Franziskus gelangt mit dem vierten Kreuzzug nach Ägypten und versucht dort Sultan Al-Malik al-Kamil zu bekehren (Feuerprobe). Wieder in Assisi zieht er sich auf den Berg La Verna zurück. Dort erscheint ihm in einer Vision der Gekreuzigte und Franziskus empfängt die Stigmata (Bild: Wundmale Christi). In einer anderen Version erscheint dem Heiligen ein Engel anstelle von Jesus (Vision des Seraph). Kurz darauf erkrankt Franziskus und stirbt im Jahr 1226 (Bild: Tod des Heiligen). Die Kirche San Francesco in Assisi befindet sich über seinem Grab.

Die Verehrung des heiligen Franziskus

Schon zwei Jahre nach seinem Tod wird er heilig-gesprochen. Im Mittelalter wird der hl. Franziskus zu einer politischen Figur. Die Zahl seiner Anhänger wächst rapide und sie werden so einflussreich, dass sogar die Päpste eine Gefahr darin sehen. Gleichzeitig entstehen zahlreiche Ketzerbewegungen. Innerhalb kürzester Zeit wird ganz Europa vom „Franziskus-Wahn“ erfasst. Zahlenmässig werden seine Abbildungen nur von Christus- und Marienbilder übertroffen. Seit dem 13./14. Jahrhundert ist der Heilige Patron zahlreicher Kirchen. Sabine Poeschel formuliert treffend die Auswirkungen im Bereich der Kunst:

„Die franziskanische Akzeptanz der Welt als Gottes Schöpfung sowie die Verehrung der menschlichen Natur Christi revolutionierte die europäische Kunst.“

Darstellungstradition

Der hl. Franziskus wird immer in der grau-braunen Kutte des Franziskanerordens dargestellt mit einem Strick als Gürtel. Die drei Knoten des Gurtes symbolisieren die Gelübde von Armut, Keuschheit und Gehorsam. Hinzu kommen meist die Tonsur (Frisur der Mönche) und die Stigmata an den Händen, den Füssen und an der Seite. Zudem wird er fast immer barfuss abgebildet. Attribute sind das Kruzifix in der Hand und ein Buch, welches auf die Ordensgründung hinweist.

In der bildenden Kunst werden vor allem Szenen aus seinem Leben dargestellt, so beispielsweise die Lossagung vom Vater, die Feuerprobe vor dem Sultan, die Vogelpredigt, die Vision des Engels oder seine Wundertaten. Die mit Abstand am häufigsten abgebildete Szene ist die Stigmatisation bzw. der Empfang der Wundmale Christi, die Caravaggio in so dramatischer Weise zu übermitteln vermag (siehe Titelbild 2). Ebenso berühmt ist der Freskenzyklus in der Oberkirche von San Francesco in Assisi. Es werden 28 Szenen aus dem Leben des hl. Franziskus gezeigt, wobei die Fresken vermutlich von Giotto di Bondone stammen (Ja, das ist eine Reise, die eindeutig auf meinem Programm steht 🙂 ).

Das Kloster Königsfelden im Kanton Aargau besitzt ein fast geschlossenes Bildprogramm, welches unter anderem Szenen aus dem Leben des heiligen Franziskus zeigt. Der Fensterzyklus stellt einen Höhepunkt der europäischen Glasmalerei im Spätmittelalter dar und ist absolut sehenswert. Ein separater Beitrag zum Kloster und seiner Geschichte folgt bald. Nicht verpassen!

In dieser Doku erfährst du mehr über das Leben und Wirken des Hl. Franziskus:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Siehe dir auch meinen Beitrag zum Heiligen Nikolaus von Myra an.

Bilderquellen: Eigene Aufnahmen aus dem Kloster Königsfelden im Aargau sowie Bilder vom Kunsthistorischen Museum in Wien, vom Wadsworth Atheneum Museum of Art,  dem ökumenischen Heiligenlexikon und der graphischen Sammlung der ETH (Copyright liegt bei den Museen bzw. der Sammlung und ist jeweils in der Beschriftung der Bilder angegeben).

 

Literatur

  • Bonaventura, Sanctus: Das Leben des hl. Franz von Assisi. nach der Legenda Maior des Bonaventura; illustriert mit den Miniaturen der Sibilla von Bondorf; mit einem Nachwort von Sr. Annuntiata Lagier OSC, Basel 1988.
  • Christen, Bernhard: Leben des heiligen Franziskus von Assisi, Innsbruck 1922.
  • Lodwick, Marcus: Klassische Kunst verstehen. Symbolik und Thematik in der Klassischen, Sakralen und Biblischen Malerei, Kerkdriel 2014.
  • Poeschel, Sabine: Handbuch der Ikonographie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2009.
  • Riese, Brigitte: Seemanns Lexikon der Ikonographie. Religiöse und profane Bildmotive, Leipzig 2007.
  • Von Celano, Thomas: Leben und Wunder des heiligen Franziskus von Assisi, Westfalen 1988 (4. Auflage).
  • Wendelborn, Gert: Franziskus von Assisi : eine historische Darstellung, Leipzig 1982.