Die Heidi Horten Collection in Wien gibt es noch nicht so lange – im Juni 2022 öffnete das Museum seine Pforten. In der Herbstausstellung durfte ich im Geiste ein wenig durch Frankreich schlendern – sie zeigte Künstler*innen aus der Sammlung, in deren Biografien Frankreich eine wichtige Rolle gespielt hat. Paris und der Süden Frankreichs waren natürlich sehr ausgeprägt vertreten. Bei den Künstlern waren unter anderem Werke von Pablo Picasso, Pierre Bonnard, Marc Chagall und Henri de Toulouse-Lautrec zu sehen. Wusstest du, dass Yves Klein in Nizza geboren wurde? Im heutigen Beitrag erzähle ich dir mehr über das Leben von Heidi Horten und über ihre Sammlung. Aktuell läuft die Ausstellung WE❤.

Heidi Horten – die Sammlerin

Heidi Horten gehörte zu den reichsten Frauen Österreichs und stand 2018 auf Platz 717 der «Forbes» Rangliste. Sie war eine passionierte Kunstsammlerin und es war ihr wichtig, dass ihre Werke für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Angefangen hat alles in einem Hotel am Wörthersee. Helmut Horten verliebt sich unsterblich in die blonde Schönheit, die als Sekretärin dort arbeitet. Der Altersunterschied betrug 32 Jahre. Im Jahr 1966 heiraten die beiden. Den Grundstein ihrer Kunstsammlung wird bereits in den 70-er Jahren gelegt, jedoch erst nach dem Tod ihres Mannes (1987) macht Heidi Horten die Kunst zu ihrer Leidenschaft und baut die Sammlung aus. Heute umfasst diese mehrere Hundert Gemälde, Grafiken und Skulpturen von internationalem Rang.

Hedi Horten heiratet im Jahr 1994 den französischen Blumengrosshändler Jean-Marc Charmat, jedoch lassen sich die beiden nach nur vier Jahren Ehe scheiden. In dritter Ehe heiratet sie 2015 Karl Anton Goëss. Heidi war übrigens passionierter Eishockey-Fan. Rund um den Globus verteilten sich ihre Wohnsitze, doch in ihrer Villa am Wörthersee verbrachte sie besonders viel Zeit. Dort starb sie auch am 12. Juni 2022 – kurz nach der Eröffnung ihrer Sammlung, der Heidi Horten Collection.

Die Heidi Horten Sammlung

Der Fokus der Heidi Horten Sammlung liegt auf dem 20. und 21. Jahrhundert, moderne und zeitgenössische Kunst vom Feinsten. Helmut Horten sammelte einerseits Bilder von Expressionisten wie Emil Nolde, andererseits nahm er Werke aus der internationalen Moderne in seine Sammlung auf wie beispielsweise Gemälde von Marc Chagall und Pablo Picasso. Heidi Horten selbst sammelte ab den 1990-er Jahren. Sie umgibt sich in ihren Häusern mit diesen Werken; lebt somit mit ihnen. Sie fügt Künstler*innen von Rang und Namen hinzu – unter anderem Joan Miró, René Magritte oder Georg Baselitz. Bei den Pop-Art Künstlern interessiert sie sich besonders für Roy Lichtenstein und Andy Warhol. Zeitgenössische Kunst findet auch Einzug in die Sammlung wie beispielsweise Niki de Saint Phalle, Damien Hirst und Gerhard Richter.

In der Sammlung gibt es einen Raum, der zeigt wie Heidi Horten ihre Zimmer eingerichtet und mit der gesammelten Kunst gelebt hat. Zu jedem Kunstwerk hatte sie quasi eine persönliche Beziehung. Zuerst ist der Raum etwas gewöhnungsbedürftig, für mich wirkt er zunächst etwas «überfüllt», doch dann habe ich mich gefragt wie ich denn selbst mit diesen Kunstwerken leben würde und so entsteht schnell eine interessante Beziehung zwischen Betrachter*in, Kunstwerk und Sammlerin.

Die Lebenswelt der Côte d’Azur

Man mag sich fragen, warum Frankreich bzw. die Côte d’Azur eine wichtige Rolle im Leben der Hortens spielte. Die Côte d’Azur ist nicht nur Treffpunkt der Schönen und Reichen, sondern auch der Künstlerinnen und Künstler, insbesondere in den 1950-er Jahren. Helmut Horten erwirbt 1958 eine elegante Villa, die so genannte Villa Dubeau. Das Paar verbringt mehrere Wochen im Jahr dort, reist an der französischen Riviera entlang und lädt Gäste zu sich nach Hause ein. Was passt besser, als Werke von lokalen Künstlern in diese maritime Welt zu integrieren? Heidi Horten lässt die Villa Dubeau zweimal umbauen; zuletzt im Jahr 2015. Sie kombiniert historische und zeitgenössische Kunstwerke mit erlesenen Möbeln aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Die Skulpturen im Aussenbereich der Heidi Horten Collection

Eine freundliche Bärin lächelt den Besucher an. Ein Apfel erinnert mich ein wenig an die Wilhelm Tell Geschichte. Schon einmal ein Kohlkopf auf Hühnerfüssen gesehen? Ein kleiner Skulpturengarten lädt zum Verweilen ein. Die Werke stammen von Claude und François-Xavier Lalanne. Das Künstlerpaar lässt sich von der Natur und von der Flora inspirieren.

 

Zwei Werke aus der Sammlung, die mir besonders gefallen haben, möchte ich dir vorstellen:

  • Bois de Boulogne, Jean Dufy, ca. 1950

In dem farbenfrohen Bild von Jean Dufy sehen wir das einstige königliche Jagdrevier, den Wald von Boulogne, welcher 1783 in ein öffentliches Erholungsgebiet umgewandelt wird. Die Pariser Gesellschaft amüsiert sich nach langen Kriegsjahren im Park und ist begeistert von der dort erbauten Pferderennbahn. Das Bild strahlt diese Leichtigkeit regelrecht aus. Es lädt zum Verweilen und zum Entdecken sein. Einzelne Motive sind mit wenigen Strichen nur angedeutet, doch das Auge ergänzt den Rest und so fühlte ich mich als Beobachterin sofort in die Szene eingebunden.

  • RE 1 (Relief éponge bleu), Yves Klein, 1958

Das Blau von Yves Klein fasziniert mich jedes Mal erneut. Ich kann minutenlang in seine «Schwamm-Werke» schauen und mich darin verlieren – Raum und Zeit vergessen. Yves Klein findet im Jahr 1957 zu seinem Blau und 1958 experimentiert er das erste Mal mit Schwämmen. Die Fähigkeit des Schwammes die Flüssigkeit aufzusaugen fasziniert ihn und so dient ihm dieser fortan als sein Arbeitsinstrument. Vor dem Auge des Betrachters entsteht eine kleine Unterwasserwelt. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Kennst du das «International Klein Blue»? Übrigens: Das Schwamm-Relief, welches wir in der Heidi Horten Collection sehen, gehört zu den ersten Reliefs, die der Künstler geschaffen hat.

Das zweite Werk von Yves Klein, welches mich beeindruckt hat, trägt den Namen «PR-1, Portrait-relief d’Arman» von 1965. Klein verwendet dabei blaue Pigmentfarbe auf einem Bronzeguss auf Holz. Das Holz ist mit Blattgold überzogen.

Aktuelle Ausstellung: Bis 25. August 2024: WE❤

Die Heidi Horten Collection zeigt eine umfassende Auswahl ikonischer Werke aus eigenem Bestand und knüpft mit ihren Schwerpunkten an die 2018 im Wiener Leopold Museum gezeigte Ausstellung WOW! an.

 

Hier ein Einblick in die Ausstellung, die ich gesehen habe: RENDEZ-VOUS. Picasso, Chagall, Klein und ihre Zeit. Die Direktorin über Heidi Horten & Frankreich:

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Adresse: Heidi Horten Collection, Hanuschgasse 3, 1010 Wien
Öffnungszeiten: Mo, Mi, Fr-So von 11Uhr bis 19Uhr (Dienstags geschlossen), Do von 11Uhr bis 21Uhr.

Siehe dir auch meinen Museumstipp zum KHM in Wien an.

Bilderquellen / Copyright: Eigene Aufnahmen aus der Heidi Horten Collection sowie Aufnahmen aus den Presseinfos zur aktuellen Ausstellung WE❤ mit Fotos von Ouriel Morgensztern © Heidi Horten Collection (alle Fotos veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Heidi Horten Collection)

 

Literatur