Schönheit und Perfektion – das verbindet Don Worth (1924 – 2009) mit subtropischen Pflanzen. In aussergewöhnlichen Schwarz-Weiss-Aufnahmen spiegelt der Fotograf diese Schönheit wider und kreiert damit selbst technische und ästhetische Meisterwerke. Don Worth gehört zu den einflussreichsten amerikanischen Landschafts- und Pflanzen-Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er widmete sein Leben ausschliesslich der Fotografie und der Musik. Im heutigen Beitrag stelle ich dir zuerst sein Leben und Wirken vor, bevor ich auf die aktuelle Ausstellung seiner Kunstwerke in der WBB Gallery in Zürich zu sprechen komme.

Biografie: Leben und Wirken von Don Worth

Don Worth wird am 2. Juni 1924 in Nebraska (USA) geboren und übersiedelt mit seiner Familie im Alter von zwei Jahren auf eine Farm in Iowa. Diese Zeit wird für ihn prägend sein. Seine Kindheit und Jugend sind vor allem der Musik gewidmet, auch wenn er bereits im Alter von acht Jahren seine erste Kamera erhält. In den frühen 40-er Jahren studiert er «Freie Kunst und Musik» am Kletzing College in Iowa sowie an der Universität von Arizona. 1949 erhält er sein Bachelordiplom von der berühmten Juilliard School of Music und 1951 sein Masterdiplom im Fachbereich «Klavier und Komposition» von der Manhattan School of Music in New York.

1949 kauft sich Don Worth seine erste professionelle Kamera, eine Voigtländer Bessa, und beginnt autodidaktisch zu fotografieren. Drei Jahre später zieht er nach Tuscon, Arizona, um dort Musik zu unterrichten. 1955 lernt er Ansel Adams kennen, den berühmtesten Fotografen seiner Zeit. Die beiden Männer verbindet ab dann eine lebenslange Freundschaft. Kurz darauf zieht er nach San Francisco, um als erster Vollzeit-Assistent für Adams zu arbeiten. In Kalifornien trifft Worth auf prominente Künstler und Fotografen seiner Zeit wie beispielsweise Georgia O’Keeffe, Edward Weston und Imogen Cunningham. 1957 erhält er seine erste Einzelausstellung. Dies führt ein Jahr später zu einem Wendepunkt in seinem Leben: Er gibt seine Karriere als Musiker auf, um sich ganz der Fotografie zu widmen.

An der San Francisco State University unterrichtet Don Worth von 1962 bis 1993 das Fach Fotografie – zunächst als Doktorand, danach als Professor. Im nördlich von San Francisco gelegenen Ort Mill Valley kauft er sich ein Haus und legt einen grossen subtropischen Garten an. Hier entstehen viele seiner Pflanzen-Aufnahmen. In seinem Sabbatical im Jahr 1972 fotografiert er die Landschaft von Mexico, später jene des gesamten Nordamerikanischen Kontinents. 1974 erhält er Guggenheim-Stipendien und etwas später Fördergelder von der National Endowment for the Arts. Zwei Retrospektiven über Don Worth werden in den Jahren 1973 und 1986 im San Francisco Museum of Modern Art gezeigt. Nach über 30 Jahren Unterricht an der San Francisco State University geht er 1993 in Pension und vertieft sich erneut in die Pflanzen-Fotografie. Im Jahr 2000 erkrankt er an Parkinson, arbeitet dennoch unermüdlich weiter in seinem Fotolabor. Am 18. März 2009 stirbt Don Worth kinderlos in seinem Haus in Mill Valley, wo er mit seinem Lebenspartner, Robert Narvaez, gelebt hat.

Don Worth’s Liebe zur Exotik und die „group f/64“

Don Worth widmete sein Leben fast vollständig der Fotografie und der Züchtung der exotischen Pflanzen, die er fotografiert hat. Seit seiner Kindheit auf der Farm in Iowa faszinieren ihn die Schönheit und Perfektion dieser subtropischen Pflanzen. Mit den besten Grossformat-Kameras seiner Zeit hält er diese oft so grazilen Pflanzen fest und entwickelt von Hand in der Dunkelkammer sowohl technische als auch künstlerische Meisterwerke floraler Darstellung.

Don Worth ist eng mit der so genannten «group f/64» verbunden, die von berühmten Fotografen der amerikanischen Westküste 1932 gegründet wird, unter anderem von Ansel Adams. Die Gruppe strebt die so genannte «reine Fotografie» (pure photography) an, welche sich an einer klaren und schlichten Bildsprache orientiert und eine Gegenbewegung zum damals vorherrschenden Stil des Piktorialismus bildet. Don Worth gelingt es, einen unverkennbaren eigenen Stil zu entwickeln. Seine Werke sind prägnant und klar und können den Betrachter in eine meditative Stimmung versetzen, wodurch er die Schönheit dieser faszinierenden Pflanzenwelt aufnehmen kann. Denn durch das faszinierende Spiel von Licht und Schatten wird die Form und geometrische Schönheit der Pflanzen erst richtig sichtbar. Manche Muster erinnern dabei an indische Mandalas.

12 Jahre nach seinem Tod sind die Fotografien von Don Worth gefragte Sammlerstücke. Viele seiner Aufnahmen befinden sich in berühmten Museen, vor allem in den USA – beispielsweise im Metropolitan Museum of Art in New York, im J. Paul Getty Museum in Los Angeles oder im Museum oder Modern Art in San Francisco. Zahlreiche seiner Fotografien stammen aus der Privatsammlung von Ansel Adams, welcher über 60 Aufnahmen von Don Worth aufbewahrte.

Ausstellung: Floral Meditation: A Tribute to Don Worth

Trotz seiner Berühmtheit in Amerika sind die Werke von Don Worth in Europa noch wenig bekannt. Deshalb widmet ihm die WBB Gallery in Zürich die erste grosse Retrospektive ausserhalb der USA. Bis zum 15. Mai 2021 werden 26 handgefertigte Vintage-Drucke von subtropischen Pflanzen gezeigt. Die Aufnahmen entstanden zwischen 1960 und 2004 und wurden von Don Worth eigenhändig hergestellt und signiert. Ferner werden in der Ausstellung florale Werke der Schweizer Malerin Irma Haussener gezeigt, welche die Fotografien von Don Worth ergänzen und an die Bilder von Georgia O’Keeffe erinnern. Ausserdem befinden sich in der Ausstellung zwei Original-Abzüge des berühmten amerikanischen Fotojournalisten Steve McCurry sowie weitere Vintage-Drucke von bekannten Fotografen wie Brett Weston (1911 – 1993), Jerry Uelsmann (*1934), John Wimberley (*1945) und Jock Sturges (*1947).

Für Don Worth war das Fotografieren mehr als nur eine Abbildung der Realität: Vielmehr war sie ein Akt der Hingabe, der Achtsamkeit und des Respektes der Natur gegenüber – und somit eine Form der Meditation. In der Ausstellung konnte ich dies deutlich wahrnehmen. Für mich hat die Betrachtung seiner Bilder nicht nur einen meditativen Effekt. Ich habe diese wunderschönen Pflanzen zudem aus einem komplett neuen Blickwinkel gesehen und erlebt. Wenn du dich für Schwarz-Weiss-Fotografie oder für Natur-Fotografie interessierst, ist diese Ausstellung ein «must-see».

Einen Einblick in die ausgestellten Werke findest du in diesem wunderschön gestalteten Video:

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Adresse: WBB Gallery, Trittligasse / Neustadtgasse, 8001 Zürich
Öffnungszeiten: Freitag und Samstag, jeweils 14Uhr bis 18Uhr
Aufgrund der aktuellen Lage können die Öffnungszeiten abweichen. Bitte informiere dich über die Website.
Eintritt: CHF 10.00

Siehe dir auch meinen Artikel zu Georgia O’Keeffe an.

Literatur- und Quellenangaben

  • Ausstellungstexte und Bilder-Aufnahmen der WBB Gallery
  • eigene Aufnahmen aus der Ausstellung
  • Wikipedia-Text über den Don Worth (EN)

Hinweis: Dieser Artikel entstand in unbezahlter Kooperation mit der WBB Gallery.