Im heutigen Beitrag stelle ich die beiden Städte Dallas und Chicago vor, die wir auf unserem Roadtrip auf der Route 66 besucht haben. In Chicago beginnt bzw. endet für uns die Route 66 und wir fliegen anschliessend weiter nach Montréal. Dallas selber liegt nicht auf der Mother Road. Wir machen einen Abstecher dorthin nach unserem Besuch in Oklahoma City (siehe Route 66 Beitrag). Auch wenn wir aufgrund der Covid 19-Krise zurzeit nicht in die USA reisen können, lautet mein Motto: Vorfreude ist eine der schönsten Freuden. Viel Spass beim Lesen.

‘Big D’: 1 Tag in Dallas – Kunstmetropole und Paradies für Schiesswütige

Texas – wilder Westen, Cowboys, Country Musik, Lagerfeuer, saftige Steaks und wilde Kerle, oder? Auf unserer Rundreise durch Texas entlang der Route 66 und nach Dallas prägt sich bei uns vor allem die Prärie ein, obwohl auch andere Landschaftsformen zur Vielfalt beitragen. Zudem fühlen wir uns hin- und hergerissen zwischen der Grossstadt Dallas, den verschlafenen und reizvollen Kleinstädten wie Amarillo und den imposanten Nationalparks. In Dallas sind sowohl Cowboys als auch Indianer stolz auf ihre Traditionen, die sie noch heute zu pflegen schätzen. Stets bemüht um seine Besucher wird der Mythos des wilden Westens hier am Leben erhalten.

Der sogenannte Metroplex Dallas-Forth Worth ist riesig und bildet mit 6.9 Mio. Einwohnern den viertgrössten Ballungsraum in den USA. Auch hier erstaunen uns erneut die Gegensätze – trumpft Dallas Downtown mit seinen Hochhäusern im Business District und der Multikulti-Küche auf, befindet man sich im Vorort Forth Worth bereits wieder im wilden Westen bei Vieh-Umschlagplätzen, Cowboy-Läden und Steakhäusern.

Über Nacht unfreiwillig berühmt wird die Stadt Dallas im Jahr 1963 durch die dortige Ermordung des Präsidenten John F. Kennedy. Heute erinnert das Six Floor Museum und der Memorial Plaza an das unrühmliche Ereignis. Nach der Erkundung von Downtown, widmen wir den Tag ganz der Kunst. Das Arts District umfasst 19 Strassenblocks und gilt als grösster Kunstraum in einer amerikanischen Stadt. So viel Kultur an einem Ort überfordert sogar uns schon fast, nachdem sie für gut zwei Wochen auf unserem bisherigen Roadtrip stark reduziert wurde. Wir schränken uns grösstenteils auf asiatische Kunst ein und besuchen zuerst «The Samurai Collection» sowie das «Crow Museum of Asian Art», um den Tag mit dem grössten Museum abzurunden, dem «Dallas Museum of Art».

Spätaufsteher haben im Arts District ihre Freude, denn alle Museen öffnen erst um 11Uhr. Zudem ist der Eintritt gratis. Die Samurai Collection ist eine kleine, feine Ausstellung rund um das Leben und Wirken der Samurais. Besonders die Helme und Rüstungen sind sehenswert. Die Crow Collection zeigt unter anderem wundervolle Jade-Schnitzereien sowie moderne asiatische Kunstwerke. Das Dallas Museum of Art beherbergt rund 23’000 Kunstwerke aus aller Welt und deckt einen Zeitrahmen von circa 5’000 Jahren ab. Auf vier Etagen laufen wir uns zum Schluss die Füsse wund, was sich natürlich lohnt.

Am späteren Nachmittag können wir es nicht lassen und besuchen eine Gun-Range. Google spuckt über 30 Suchergebnisse aus, so dass es schwer ist sich zu entscheiden, doch liegt nur Eine unweit von Downtown. Harte Kerle? Im Gegenteil. Die nettesten Leute trifft man dort und es fühlt sich mehr nach einer lockeren Kaffeerunde an. Neugierig und freundlich sind sie, die Texaner. Erzählen ihre eigenen Geschichten und sind gespannt auf die unsrigen. Das Schiessen ist quasi Nebensache, obwohl die Sicherheitsvorkehrungen sehr streng sind.

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An den Wochenenden gäbe es in Forth Worth noch Rodeo Shows sowie in Downtown den Farmer Market. Leider verpassen wir dies, geniessen aber stattdessen die gemütliche Atmosphäre im Universitäts-Viertel.

Grosse Städte wie Dallas bieten den Touristen wiederum eine vielfältigere Küche an. Für unsere Geschmacksnerven sind die Städte stets ein kulinarisches Highlight und wir erfreuen uns beispielsweise an einer französischen Bäckerei.

Und nicht zu kurz kommt im Lone Star State das Barbecue: Steakhouses en masse. Fast könnte man meinen, die Texaner haben das BBQ erfunden und jeder Ort will die Anderen übertrumpfen. Fleischliebhaber kommen definitiv auf ihre Kosten, für Vegetarier wird’s dann schon etwas schwieriger. In Dallas Downtown ist es nicht ganz einfach ein preiswertes Restaurant zu finden. Ich rate dazu, etwas ausserhalb ein Restaurant zu suchen.

Nach so viel Kulinarik verabschieden wir uns von Texas und fliegen für zwei Tage nach Chicago. Dort endet für uns bzw. beginnt die Route 66.

Zwei Tage in Chicago – Sehenswürdigkeiten in der Windy City

Zahlreiche Museen, eindrucksvolle Architektur, eine lebendige Musikszene, eine reiche Einkaufslandschaft und entspannende Parkanlagen – all dies und noch mehr hat Chicago zu bieten. Doch wird die Stadt auch «Windy City» genannt, was wir trotz sommerlichen Temperaturen bestätigen können. Aber ein Spaziergang entlang des Lake Michigan lässt so manches Vergessen. Nachdem es keine Gangster mehr gibt, machen wir zuerst Downtown unsicher.

Tag 1: «The Loop» und Navy Pier

Unser Hotel befindet sich mitten in Downtown und wir geniessen im Strassencafé nebenan ein erstes Frühstück mit Rührei und Speck während das Völkergemisch der kosmopolitischen Stadt an uns vorbeiläuft. Es sei ruhiger als sonst, meint der Portier, denn heute feiert ganz Amerika den Independence Day. Wir starten das Sightseeing in Chicago mit dem sogenannten «Loop» durch Downtown. Den Namen verdankt die Stadt der Métro-Linie, die in einer Schleife auf Hochschienen mitten durch das Zentrum fährt. Auf dem Weg ragen architektonische Wunderwerke in die Höhe. Wir passieren das Chicago Cultural Center (Kulturzentrum), welches sich in der historischen Stadtbibliothek befindet und im Stil eines italienischen Renaissance-Palazzo erbaut wurde. Auf der Van Buren Street erblickt man die Börse von Chicago (Board of Trade) und etwas weiter das Monadnock Buliding, das für kurze Zeit das höchste Gebäude der Stadt war. Das Rookery-Gebäude sieht neben dem Willis Tower etwas dürftig aus, doch kompensiert es die Höhe durch architektonische Raffinesse.

Das höchste Gebäude, der Willis Tower, lockt die Besucher mit seiner Aussichtsterrasse, dem Skydeck, im 103 Stock an. Die ganze Sache ist aber nicht günstig und mit langen Wartezeiten verbunden. Wir verzichten auf ein Foto mit dem berühmten Glasboden, da uns die Menschenschlange zu lang ist. Die Aussicht auf Chicago ist jedoch unschlagbar. Der Tower war bis 1996 das höchste Gebäude der Welt und schlug somit die Stadt New York im stetigen Wettbewerbskampf. Der zweithöchste Bau Chicagos seit 2009 ist der Trump Tower, welcher sich am Fluss befindet.

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Zwar sind die schicken Kaufhäuser an der State Street längst verschwunden und den üblichen, internationalen Marken gewichen, doch gewinnt man einen nostalgischen Eindruck bei einem Gang durch das historische Gebäude, welches heute zur Kaufhauskette Macy’s gehört. Gegenüber entdeckt man das Delay Center sowie den Shopping- und Kinokomplex Block 37. Wie in Paris der Eiffelturm zuerst umstritten war, wurden in Chicago die Statuen von Picasso (1965-67) und Miró (1969) zuerst verachtet. Heute dienen sie als Wahrzeichen der Stadt und befinden sich direkt beim Delay Center. Der Chicago Temple gegenüber, ein im neugotischen Stil erbauter Kirchturm, fungiert aktuell als Methodistenkirche. Ein paar Schritte weiter an der Dearborn Street und nicht ganz einfach zu finden, befindet sich ein weiteres öffentliches Kunstwerk: Das Wandmosaik «Vier Jahreszeiten» von Chagall (1974).

Spätestens jetzt sind wir müde und merken unsere Füsse. Nach einer kurzen Stärkung machen wir uns entlang des Riverwalks auf zum Navy Pier. Die Strecke zieht sich zu Fuss und wir brauchen bei der Ankunft ein Eis. Vielleicht hätten wir doch eines der vielen TukTuk nehmen sollen? Die Landzunge dient als Vergnügungspark für Jung und Alt mit einem Riesenrad, einem Kinder- und Glasmalereimuseum und einem Theater. Wir geniessen das ‚Getummle‘ und die Aussicht auf den Michigan-See. Danach sind wir nicht Ferien, aber Bade reif und was wäre verlockender als der vielversprechende Name «Ohio Beach»? Eine wohlige Kälte für unsere angeschwollenen Füsse. Abgerundet wird der Tag mit einem fürstlichen Feuerwerk im Grant Park.

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Tag 2: Millennium & Grant Park, Michigan-See

Heureka! Wir sind fündig geworden – hier am Jackson Blvd. hängt das Schild: «Begin of Historic Route 66”. Was für viele den Beginn einer Reise markiert, heisst für uns bald Abschied nehmen von den USA nach einer rund zweiwöchigen Reise. Bevor es am nächsten Morgen zum Flughafen geht, besuchen wir heute noch die beiden Parkanlagen von Chicago. Praktisch neben dem Art Institute of Chicago, welches eine einzigartige Sammlung impressionistischer Werke besitzt, erreicht man den Millennium Park. Entstanden auf einem ehemaligen Eisenbahngelände befindet sich heute darin ein Besuchermagnet schlechthin – die Stahlfigur «Cloud Gate» von Anish Kapoor. Sowohl bei Tag als auch bei Nacht fasziniert die sich widerspiegelnde Skyline. Ein paar Schritte weiter entdeckt man die interaktive Videoskulputur «Crown Fountain» des Künstlers Jaume Plensa, die Kinder (und Erwachsene) zum Planschen einlädt. Der Grant Park ist ein Schmuckstück und eine Ruheoase. Das hektische Treiben der Stadt hinter uns lassend, schlendern wir zum wassersprühenden Buckingham Fountain und bestaunen die Skyline erneut. Die windige Landzunge entlang des Michigan Sees führt uns zum Planetarium und Shedd Aquarium. Letzteres wollen wir besuchen, sehen aber aufgrund der rund einstündigen Wartezeit davon ab. Am frühen Abend besuchen wir ein Restaurant nördlich des Chicago Rivers, bevor es uns ins berühmte Chicago Theatre verschlägt. Diese Gegend nördlich des Flusses wird nicht in unserem Guide genannt, ist jedoch nicht nur aufgrund ihrer Shopping-Strassen erwähnenswert, sondern auch angesichts der Vielzahl an (preiswerten) guten Verpflegungsmöglichkeiten. Und nun verlassen wir die USA und gehen noch ein paar Tage nach Montréal (Artikel erscheint im Juli 2022), bevor es wieder in die Schweiz geht.

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Wenn du noch mehr zur Route 66 und unseren Erlebnissen erfahren möchtest, geht es hier zu Teil 1 und zu Teil 2.

Bilderquelle: Eigene Aufnahmen