In der Spätantike werden Holz bzw. Holzschnitzereien in Ägypten vor allem in der Architektur (z.B. tragende Balken), in der Raumausstattung (z.B. Raumeinteilungselemente wie Türen) und für Möbelteile (z.B. Dekorelemente für Truhen) verwendet (siehe Teil 1). Im heutigen Beitrag gehe ich auf die Architektur ein und stelle euch als Beispiel für einen tragenden Balken einen Sturzbalken vor. Bei den meisten tragenden Balken sind die sichtbaren Abschnitte mit Schnitzereien versehen. Holz als Architekturdekor wird zu rein dekorativen Zwecken verwendet. Als Beispiel zeige ich euch hier eine Bildplatte.

Sturzbalken – architektonischer Zusammenhang

Als Beispiel aus der Kategorie des architektonischen Zusammenhangs dient mir ein Sturzbalken. Dieser besteht aus Akazienholz und hat eine Breite von 79cm, eine Höhe von 19.5cm und eine Stärke von 14.5cm. Der Balken stammt aus Kairo und wurde im Jahr 1902 von Berlin erworben.

Sturzbalken dienen zum Überfangen einer Maueröffnung, wobei man gewöhnlich einen vierkantigen oder einen Viertelbalken verwendet. Die Vorderseite des Balkens ist mit Dekor versehen. Das aus einem Viertelbalken geschnittene Stück ist an der Vorderseite und an der Unterkante geglättet. Der Balken wurde offenbar an den Enden beschnitten und weist keine Befestigungsmöglichkeiten auf.

Die Vorderseite des Balkens zeigt als zentrales Motiv ein lateinisches Kreuz in einer Ädikula. Der Architrav – waagrechter Steinbalken über den Säulen – wird von Säulen getragen und ist mit einem Blattmuster geschmückt. Unter dem Architrav sieht man ein gleichseitiges geschnitztes Kreuz. Die Ädikula wird von zwei mit Rosetten gefüllten Kränzen flankiert. Vier Blattspitzen zieren die Kränze in ihren Diagonalachsen. Da keine Verbindungsmöglichkeiten mehr festzustellen sind, lässt sich der Balken nur noch anhand seiner Grösse und seines Dekors in seine Funktion als Sturzbalken einordnen.

Fast zwei Drittel der gefundenen Sturzbalken sind mit einem zentralen Kreuz verziert. Dabei wird das Motiv des Kreuzes in einer Ädikula vor allem auf Sturzbalken dargestellt. Die Muster auf Konsolbalken unterscheiden sich in ihren Motiven meistens durch Abbildungen menschlicher Gestalten oder durch pflanzlichen oder ornamentalen Dekor.

Bildplatte, Architekturdekor

Holz als Architekturdekor wurde zu rein dekorativen Zwecken verwendet. Auf Bildplatten sind oftmals Tiere, Figuren und ornamentale Muster dargestellt. Als Beispiel dient mir eine Bildplatte aus Tamariske, die man bei den Ausgrabungen in Bawit in der Südkirche gefunden hat und die sich heute im Musée du Louvre in Paris befindet. Die Bildplatte hat eine Breite von 80.4cm, eine Höhe von 47.9cm und eine Stärke von 8.8cm.

Bildplatte Spätantike

Die Bildplatte ist durch je zwei Zapfen oben und unten mit den an der Rückseite unbearbeitet gelassenen Rahmenstücken verbunden. Die Rahmenstücke sind untereinander durch eine auf Gehrung geschnittene Überblattung verbunden, die jeweils mit einem Holznagel gesichert ist. Die vier Enden der oberen und unteren Rahmenteile stehen jeweils ca. 8cm über die Eckverbindung hinaus. Eines der beiden Rahmenstücke der Schmalseiten ist modern ergänzt worden. Die vorderen Innenkanten der Rahmenstücke sind leicht abgeschrägt und der Rahmen wird von einem Friesmuster verziert.

Das Dekor ist stark abgeschliffen. Es sind zwei einander gegenüberstehende Reiterheilige zu erkennen, von denen der linke in der rechten Hand ein Kreuz, der rechte in der linken Hand einen Kranz hält. Beide Figuren sind mit einer Lockenfrisur versehen und tragen vermutlich Tunika und Mantel. Jedoch sind von der Kleidung nur noch die flatternden Mantelenden zu erkennen. Zwischen den beiden Pferden in der Mitte befindet sich ein rechteckiges Element, aus dem zwei Federn oder Blätter wachsen.

Bildplatte Rückseite

Was unter dem Rechteck dargestellt war, ist nicht mehr zu erkennen. Auch die Deutung des Rechtecks oder den Verwendungszweck der Bildplatte auszumachen, ist durch den schlechten Erhaltungszustand nicht mehr möglich. Einzig die Aussage, dass auf Bildplatten oftmals Figuren, Tiere und Friesmuster dargestellt werden, ist zu machen.

Hier geht es zu Teil 3 über die Verwendung als Raumausstattung christlicher Holzschnitzereien in Ägypten in der Spätantike.

Bilderquelle: Enss, Elisabet: Holzschnitzereien der spätantiken bis frühislamischen Zeit aus Ägypten. Funktion und Dekor ägyptischer Holzschnitzereien aus spätantik-frühbyzantinischer bis frühislamischer Zeit, Wiesbaden 2005.