Wer in Malta einen Städtetrip macht, kommt nicht umher die Johannes-Kathedrale in Valletta zu besuchen und die Werke von Caravaggio zu entdecken. Barocke Architektur vom Feinsten. Doch nicht nur ihre Baukunst fasziniert, auch ihre reiche Ausstattung an Kunstwerken – so beispielsweise ‚Die Enthauptung des Heiligen Johannes des Täufers‘ von Caravaggio – und ihre Geschichte als Konvents-Kirche des Johanniterordens beeindruckt. Im heutigen Beitrag möchte ich dir die Johannes-Kathedrale in Valletta vorstellen und gehe am Schluss spezifisch ein auf das Werk von Caravaggio.

Rechtzeitig dort sein lohnt sich, denn um 10 Uhr kommen meist die vielen Kreuzfahrten-Gruppen. Audioguides werden gleich beim Eintritt vergeben. Dann betrete ich das Innere der Kirche und staune…und komme aus dem Staunen nicht heraus, denn die überaus pompösen, barocken Verzierungen ziehen mich in ihren Bann. Man spürt sofort den Reichtum des Johanniter-Ordens, welcher nicht selten mit Schenkungen und via Stiftungen die Kathedrale ausstattete.  Auch liessen es sich die Grossmeister und Ritter des Ordens nicht nehmen, die besten Kunsthandwerker und Maler der Zeit mit der Ausschmückung der Kirche zu beauftragen – ein jahrelanger Wettbewerb entsteht.

Der Kirchenbau

Der Kirchenbau beginnt im Jahr 1572 und ist bereits fünf Jahre später beendet. Der Erzbischof des sizilianischen Monreale, Ludovico Torres, weiht die Kirche im Jahr 1577. Das Oratorium und die Sakristei werden im Jahr 1604 ergänzt. Es folgen weitere Anbauten im 17. und 18. Jahrhundert. Besonders der opulente Stil des Barock erregt das Interesse des Ordens im 17. Jahrhundert mit dem Ziel einer reichhaltigen Neuausstattung der Kirche. Das Resultat bestaunen wir heute.

Ein Rundgang durch die Johannes-Kathedrale in Valletta

Bei so viel Kunst, weiss ich zuerst nicht wo anfangen. In einer solchen Situation reagiere ich meist ähnlich – ich setze mich auf einen Stuhl und bestaune die Decke. Danach lasse ich die Kirche aus dem Sitzen auf mich einwirken und folge in diesem Fall dem Audioguide. Der Künstler Mattia Preti erstellte die Gemälde des Tonnengewölbes und er wählte dabei Szenen aus dem Leben des Heiligen Johannes des Täufers, so beispielsweise die Geburt von Johannes, die Taufe Christi oder die Enthauptung des Heiligen.

Im Mittelschiff werden keine Kosten gescheut – die tragenden Pilaster bestehen aus grünem Marmor, an deren oberen Ende das Wappen des Grossmeisters Nicolas Cotoner angebracht ist. Beim Rundgang entdecke ich weitere Wappen von Mitgliedern des Ordens. So verraten die Kunstwerke gleichzeitig ihre Stifter. Die einst schlichten Innenwände wurden mit barocken Ornamenten verziert, welche aus vergoldeten Blatt- und Blumenmustern bestehen. Immer wieder finde ich ferner Engel oder Triumphsymbole. Mein Blick schweift unweigerlich auch auf den Marmorfussboden, welcher insgesamt rund 400 Grabsteine beinhaltet. Diese datieren sich vom späten 17. Jahrhundert bis Ende des 18. Jahrhunderts und erinnern an bekannte Ritter des Ordens. Deren Taten und Tugenden werden in den Grabinschriften (Epitaphe) beschrieben. Jedes Grabmal enthält farbigen Marmor und ist verschieden dekoriert – mit Symbolen des Ruhmes, des Triumphes und des Todes (memento mori). Zusammengefasst besteht das Mittelschiff aus einer prachtvollen Symphonie barocker Kunsthandwerke.

Im Altarraum fällt zuerst der wunderschöne Baldachin auf und danach die dahinter liegende Figurengruppe von Giuseppe Mazzuoli in der Apsis – Die Taufe Christi durch Johannes den Täufer. Im typischen Barock-Stil gestaltet ist ferner die Silberlampe, die von zwei Engeln gehalten wird. Ein kunstvolles Schnitzwerk bildet die Kanzel. An den Seiten des Hauptschiffes sehen wir verschiedene Kapellen. Jeder Ordensgruppe, so genannte Zungen, wird eine Kapelle gewidmet, welche von diesen ausgestattet und verwaltet wird. Die damaligen Zungen repräsentieren unter anderem die Länder bzw. Regionen Kastilien (Königreiche Leon und Portugal), Aragon (Valencia, Navarra, Katalonien), England-Bayern (inkl. Schottland, Irland, Wales), Italien (Neapel, Sizilien, Kirchenstaat, Herzogtum Toskana, Venedig), Deutschland (inkl. Österreich). Die jeweiligen Kapellen enthalten oft die Grabmäler von einem oder mehreren Grossmeistern und sind reichlich verziert. Auf die Details der Kunstwerke innerhalb der Kapellen gehe ich hier nicht ein.

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Oratorium – Gemälde von Caravaggio

Highlight des Besuches der Johannes-Kathedrale in Valletta sind sicherlich die beiden Gemälde von Caravaggio, welche sich im Oratorium befinden. Dies war ein Ort der Andacht für die Novizen des Johanniter-Ordens. Der Raum wurde 1605 fertiggestellt. Der Künstler Mattia Preti konzipierte in den achtziger Jahren des 17. Jahrhundert die Dekoration der Wände und der Decke. Neben den beiden berühmten Bildern von Caravaggio, sehen wir noch weitere Gemälde, welche unter anderem ‚Christus mit der Dornenkrone‘, ‚Ecce homo‘ und eine ‚Kreuzigung‘ zeigen sowie Portraits von Ordensrittern. Beachtenswert ist auch die Orgel, die im 16. Jahrhundert in Süditalien angefertigt wurde und vergoldete Motive bereits im Stil der Renaissance zeigt.

Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610), der sich auf der Flucht von Italien befindet, übersiedelt nach Malta und malt nach seinem Eintritt in den Orden die beiden Werke, die wir heute in der Kathedrale sehen. Mehr Details zu Caravaggios Leben und Wirken findest du in meinem Beitrag zu ‚Caravaggio und Bernini‘ im KHM in Wien. Der quasi über Nacht berühmt gewordene Künstler mit dem nachgesagten verruchten Lebensstil, ist bekannt durch seine Hell-Dunkel-Malerei (Chiaroscuro). Vermutlich direkt vom italienischen Ordensritter Ippolito Malaspina erhält Caravaggio den Auftrag für das Bild des ‚Heiligen Hieronymus‘. Der Künstler malt den Heiligen als ehrwürdigen, alten Mann. Man geht davon aus, dass das Gemälde ursprünglich für das Haus des Ordensritters vorgesehen war. Der Grossmeister Alof de Wignacourt beauftragt Caravaggio mit dem Werk der ‚Enthauptung des Heiligen Johannes des Täufers‘.

Das Gemälde zeigt die Hinrichtung Johannes des Täufers. Rechts neben dem Heiligen steht Salome mit einer goldenen Schale, die bereit ist seinen Kopf entgegen zu nehmen. Eine zweite Frau steht bestürzt daneben – wahrscheinlich erkennt sie gerade, dass die Hinrichtung ein Fehler ist. Der Kerkermeister gibt Anweisungen während der Scharfrichter mit einem Dolch die Enthauptung durchführt. Durch ein vergittertes Fenster betrachten zwei Gefangene das Geschehen. Ihr Blick lenkt die Augen des Betrachters wieder zurück auf die Hinrichtung. Es ist das grösste Gemälde des Künstlers und auch das Einzige, das er persönlich signiert mit ‚Fra Michelangelo‘. Seine Signatur befindet sich im Blut des Heiligen, das aus dem Hals fliesst. Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass der Entscheid von Caravaggios Ausschluss aus dem Orden just in diesem Raum stattfand.

Immer noch fasziniert von der Hell-Dunkel-Malerei von Caravaggio, verlasse ich die Kathedrale (auf eine Besichtigung der Krypta musste ich leider aufgrund der allzu langen Wartezeit verzichten). Doch es sind nicht nur die Gegensätze seiner Malerei, die mich beim Besuch der Kirche in den Bann gezogen haben. Es ist wohl auch der Kontrast zwischen der schlichten, strengen Aussenfassade und dem pompösen, festlichen Innenraum der Johannes-Kathedrale, welche mich so fasziniert zurücklässt.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Malta

Natürlich gibt es noch viele weitere Sehenswürdigkeiten in Valletta selbst – ich besuche unter anderem noch das ehemalige Ritter-Spital (Knights Hospitallers) – aber auch verteilt auf der Insel Malta. Zum UNESCO Weltkulturerbe und ein must-see sind auch die neolithischen Megalithen bzw. die Tempelanlagen von Mnajdra und Hagar Qim. Der Ausflug zur Insel Gozo hat sich meiner Meinung nach nicht gelohnt, denn es gibt genauso schöne Strände, gute Restaurants und kulturhistorische Attraktivität auf Malta selbst. Aber vergiss nicht, wenn du ein Auto mieten willst: Es herrscht Linksverkehr!

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Hier geht’s zu einem Interview über das Gemälde ‚Johannes der Täufer‚ von Caravaggio in der Johannes Kathedrale:

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Siehe dir auch meinen Beitrag zur Ausstellung ‚Caravaggio und Bernini‘ im Kunsthistorischen Museum in Wien an.

Bilderquelle: Eigene Aufnahmen

 

Literatur

  • De Giorgios, Cynthia: Malta Insight Heritage Guide: Die Johannes-Kathedrale, Malta 2019.