Hier entsteht eine Liste von bekannten mythischen Persönlichkeiten. Vor allem die griechische Sagenwelt wird hier erläutert. Die Begriffe werden kurz und einfach erklärt und haben keinen Vollständigkeitsanspruch. Die Liste wird mit jedem neuen Beitrag ergänzt (schaue dir auch meine Instagram-Beiträge dazu an).

Amazonen

Sinnbild für den Kampf der Geschlechter? Erotik gepaart mit Gefahr? Männermordende Monster? Der Amazonen-Mythos macht deutlich, dass es sich bei den Amazonen um kriegerische Frauen handelt, die von Frauentätigkeiten nichts halten und stattdessen auf die Jagd gehen oder in den Kampf ziehen. Den ersten schriftlichen Beleg finden wir in der Ilias von Homer. Amazonen waren Teil der griechischen Alltagskultur, gleichzeitig blieben sie etwas Fremdes und somit etwas Faszinierendes. Ihre Geschichten erinnern an die Gesellschaftsform des Matriarchats. Zugleich spiegeln sich in ihnen die Ängste der Männerwelt vor Frauen, die mit Waffen umgehen können. Der in der Ilias beschriebene Amazonenkampf wird von Künstlern wie Peter Paul Rubens und Anselm Feuerbach aufgenommen. Bis heute faszinieren uns diese mutigen Kriegerinnen.

Bild: Amazonenschlacht, Ignaz Elhafen, um 1680/1685, Relief, Holzschnitzerei © KHM Wien, Kunstkammer

Boreas

Boreas gilt als König der Winde und geniesst in vielen Städten Griechenlands Verehrung. Der stürmische, Kälte bringende Nordostwind war sogar Ehrenbürger in einer italienischen Kleinstadt, da er die feindliche Flotte zersprengte. Gemäss Homer besprang Boreas in Gestalt eines Hengstes zwölf Stuten des trojanisches Königs Erichthonios. Deren Fohlen konnten dann sogar auf Wellenkämmen über das Meer laufen. Boreas ist der Sohn der Eos (Morgenröte). Seine Brüder sind Euros (der Ostwind), Notos (der Südwind) und Zephyros (der Westwind). Es gibt aber auch noch den Windgott Aiolos, welcher von Zeus persönlich oft als Herrscher über die verschiedenen Winde eingesetzt wird. Letzterer ist auch bekannt aus der Odysseus-Geschichte. Boreas verliebt sich in die Tochter des Königs von Athen. Er entführt Oreithyia in seine Heimat Thrakien und bekommt von ihr zwei Söhne – Kalais und Zetes. Rubens stellt die Szene der Entführung auf ihrem Höhepunkt dar. Einige Putten bewerfen sich mit Schneebällen und deuten so die Kräfte des eisigen Windgottes an.

Bild: Boreas entführt Oreithyia, Peter Paul Rubens, ca. 1615 © Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Foto: Wolfgang Pfauder (2014) (CC-BY-NC-SA)

Chariten (die drei Grazien)

Wer kennt sie nicht – die drei Grazien. In der griechischen Mythologie werden sie Chariten (oder Charites) genannt. Die drei Grazien – Aglaia (die Strahlende), Euphrosyne (die Frohsinnige) und Thalia (die Blühende) – sind die Töchter des Zeus und der Eurynome. Die Chariten sind gütige, dienende Göttinnen, die den Göttern und den Menschen Anmut, Schönheit und Charmes bringen. In der Kunst sind sie bis heute ein beliebtes Motiv und werden meist nackt und sich gegenseitig berührend dargestellt. Berühmte Maler wie Lucas Cranach d. Ä., Sandro Botticelli oder Raffael haben die drei Schönheiten abgebildet.

Bild: Primavera, Sandro Botticelli, ca. 1482 © Galleria degli Uffizi, Florenz (Quelle: Wikimedia)

Charon

Charon ist der Fährmann, der die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt bzw. ins Totenreich bringt, aber nur sofern sie nach Brauch bestattet wurden – denn auch hier geht ohne (Fähr-)Geld nichts (Obolos genannt). Mit seinem halbverfaulten Binsenboot fährt er über die Totenflüsse – den Acheron und den Kokytos, oft werden auch Styx oder Lethe genannt, die ins Reich des Hades, dem Gott der Unterwelt, führen. Wenn Charon die Überfahrt verweigert, dann müssen die Abgewiesenen ewig an den Ufern des Unterweltstroms klagen. Lebende Gäste nimmt Charon prinzipiell nicht auf – einzige Ausnahmen bilden der starke Herakles oder der herrlich singende Orpheus. Oftmals wird Charon als launischer Geselle oder sogar als Dämon dargestellt und so wundert es nicht, dass er im Christentum die Züge des Teufels annimmt.

Bild: Die Barke des Charon, Luca Giordano, 1684-86, Fresko, Palazzo Medici-Riccardi, Florenz (Quelle: Wikimedia)

Chiron

Ein weiser, von den Göttern geschätzter Kentaur, der dank Artemis in der Jagd und dank Apollon in der Heilkunst unterwiesen wurde. Von Zeus persönlich wird er nach seinem Ableben als Sternbild des Schützen an den Himmel versetzt (Zentaur) – die Rede ist vom menschenfreundlichen Chiron (auch Cheiron genannt). Er ist Sohn des Kronos, welcher sich in Pferdegestalt mit Philyra vereinte. Chiron ist der Erzieher grosser Helden wie etwa Apollon, Theseus, Achilleus oder Asklepios. Die Gastfreundschaft von Herakles wird ihm jedoch zum Verhängnis, da Herakles in unbeabsichtigt mit einem giftigen Pfeil verletzt. Die unerträglichen Qualen veranlassen den Unsterblichen sich den Tod zu wünschen. Sein Sterben beendet gleichzeitig die Qualen des Prometheus. In der Kunst wird der Kentaur oft während seiner Erziehungsarbeit dargestellt beispielsweise mit Achilleus.

Bilder: L’Education d’Achille par le centaure Chiron, Jean Baptiste Regnault, 1782 © Musée du Louvre, Paris, 1994 RMN-Grand Palais / René-Gabriel Ojéda sowie Achilles und der Kentaur Chiron, Pompeo Batoni, 1746 © Galleria degli Uffizi, Florenz (Quelle: Wikimedia)

Deianeira

Eine tragische Geschichte. Die schöne Deianeira, Tochter des Oineus, wird von Herakles umworben und im Zweikampf mit dem Flussgott Acheloos errungen. Im Zorn erschlägt Herakles einen Verwandten ihres Vaters und so begeben sich die beiden freiwillig in die Verbannung. Auf ihrem Weg kommen sie an einem reissenden Fluss vorbei, wobei der Kentaur Nessos den beiden bei der Überfahrt helfen soll. Herakles eilt voraus und vertraut Deianeira dem Kentaur an. Dieser nutzt die Gelegenheit und versucht sie zu vergewaltigen. Herakles, ihre Schreie hörend, tötet den Kentaur. Der sterbende Nessos sagt der leichtgläubigen Deianeira, sie solle sein Blut auffangen, da es die Liebe zu ihrem Mann sichert. Später tränkt sie das Gewand von Herakles mit dem Blut. Kurze Zeit später beginnt das Gift zu wirken und Herakles lässt sich vor Qual auf einem Scheiterhaufen verbrennen (das berühmte Nessoshemd). Daraufhin tötet Deianeira sich selbst.

Bild: Déjanire enlevée par le centaure Nessus, Guido Reni, um 1600 © Musée du Louvre, Paris, 2016 RMN-Grand Palais / Franck Raux

Dido

Die phönizische Königstochter Dido, auch Elissa genannt, flieht vor ihrem Bruder, welcher ihren Mann umgebracht hat, nach Afrika. Dort verspricht ihr der Numiderkönig Iarbas so viel Land wie sie mit einer Rinderhaut umspannen kann. Dido schneidet das Leder folglich in dünne Streifen und kann dadurch genug Boden gewinnen, um eine Stadt zu erbauen. Bei dieser Stadt handelt es sich um das spätere Karthago – so die Legende. Als Iarbas sie zur Ehe zwingen will, verbrennt sie sich selbst. Sichere Quellen für die Gründung von Karthago fehlen jedoch. Die Liebesgeschichte von Dido und Aeneas ist vermutlich eine römische Erfindung, da die Geschichte erst 800 Jahre nach der Gründung Karthagos bei Vergil erscheint. Dido verliebt sich in Aeneas und obwohl sie den Eid abgelegt hat sich nie mehr auf einen Mann einzulassen, vereinigt sie sich mit ihm. Der Götterbote Merkur erinnert Aeneas an seine Pflichten und so verlässt er die Stadt. Dido bringt sich daraufhin um, schwört zuvor aber noch Rache und schafft so die Grundlage für den Konflikt zwischen Karthago und Rom.

Bild: Der Tod der Dido, Guercino, 1631 © Galleria Spada, Rom (Quelle: Wikimedia)

Prometheus

Prometheus brachte den Menschen das Feuer und veränderte unsere Welt für immer. Er ist ein Titan und der Bruder von Atlas. Die Legende besagt, dass er den Menschen aus Lehm nach dem Ebenbild der Götter schuf (bekannt? ). Die Göttin Athene bläst uns den Atem ein und Prometheus lehrt uns Häuser und Schiffe zu bauen und die Kraft der Tiere zu nutzen. Plötzlich wird Zeus auf uns aufmerksam und er fordert Ehrerbietung durch Opfergaben. Prometheus gefällt das nicht. Er versucht deshalb Zeus bei der Opferung eines Stieres zu betrügen. Als Strafe versagt Zeus den Menschen das Feuer. Prometheus lässt seine Schützlinge jedoch nicht im Stich. Er stiehlt das Feuer vom Wagen des Apollo und bringt es auf die Erde. So erblühen das Handwerk und die Künste. Zeus lässt sich diesen Betrug nicht gefallen und schickt uns die Büchse der Pandora. So entstehen Elend, Krankheit, Krieg und Sorge. Prometheus wird von Zeus hart bestraft. Er wird an einen Felsen gekettet. Jeden Tag kommt ein Adler vorbei, um seine immer wieder nachwachsende Leber aufzufressen. Irgendwann erbarmt sich der Held Herkules und tötet den Adler. Die Leber galt in der Antike als der Sitz des Lebens und der Adler ist das Symbol des Göttervaters Zeus. Der tragische Held Prometheus gilt als Inbegriff eines mutigen Kämpfers. Ein Heros, der sich gegen den unbesiegbaren Zeus auflehnt. Ein Wohltäter, der den Menschen Fortschritt und Unabhängigkeit bringt. In der Kunst dominieren zwei Darstellungen: Prometheus gibt den Menschen das Feuer und Prometheus mit dem pickenden Adler. Letztere schlägt die Brücke zum Christentum bzw. dem Leidensweg Christi.

Bilder: Prometheus Bound, Peter Paul Rubens, 1618 © Philadelphia Museum of Art / Prometheus stiehlt das Feuer von Apollos Sonnenwagen, Giuseppe Collignon, 1814 © Palazzo Pitti, Florenz (Quelle: Wikimedia)

 

Literatur: In Anlehnung an Who’s who in der antiken Mythologie, Gerhard Fink, dtv (keine Werbung).