Ist öffentliche Kunst überall zu finden oder versteckt sie sich manchmal? In Frankfurt und Zürich begegnet sie uns überall – manchmal leuchtend, manchmal monumental, manchmal sogar überraschend unscheinbar. Nachdem wir im ersten Teil schon einige Highlights entdeckt haben, geht die Reise nun weiter. Wir spazieren heute von Brunnen und Blumenhallen bis hin zu Hammermännern und flatternden Krawatten. Willkommen bei Teil zwei unserer Tour durch die öffentliche Kunst – Kultur gibt es für alle und zwar mitten im Stadtraum.
Wir entdecken folgende öffentliche Kunstwerke:
- Die Brunnen der Stadt Zürich
- Die Giacometti Halle (Blüemlihalle) in Zürich
- Den Chinagarten (Zürichsee)
- Den Pavillon Le Corbusier
- La Boule d’or centenaire von Dieter Meier (HB Zürich)
- Die ‚Krawatte‘ vor der DZ Bank von Oldenburg und van Bruggen
- Den Hammering Man von Borofsky vor dem Messeturm in Frankfurt
- Das Light Lab von Ólafur Elíassons im Portikus in Frankfurt
Zürich: Wasser, Blumen und ein Hauch Bauhaus
Zürich nennt man nicht umsonst die Wasserstadt: Über 1200 Brunnen plätschern hier – und das meiste Wasser hat Trinkqualität. Wenn du also auf einer Kunsttour Durst bekommst, füllst du deine Flasche einfach am nächsten Brunnen mit „Züri-Wasser“ auf. Praktisch, nachhaltig und mit Geschichte: Erst im 19. Jahrhundert bekommen Wohnhäuser überhaupt Wasserleitungen. Zuvor schleppte man Krüge nach Hause. Kaum mehr vorstellbar heute, oder?
Ein echter Geheimtipp ist die Giacometti Halle, die ZürcherInnen liebevoll „Blüemlihalle“ nennen. Farbenfrohe Fresken von Augusto Giacometti verwandeln den nüchternen Keller eines ehemaligen Waisenhauses in ein Blumenmeer aus Stein. Schade nur, dass es nicht duftet. Ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert, wenn ich in dieses Farbuniversum eintauchen kann. Die gleiche Fresko-Technik nutzte übrigens auch Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle – oder etwas näher: Die Nordfassade der ETH Zürich.
Entspannter geht es im Chinagarten am Zürichsee weiter. Ein Geschenk der Partnerstadt Kunming, das Zürich seit 1994 schmückt. Rote Mauern, goldene Dächer, Löwen am Eingang und eine Zickzackbrücke über den Teich – hier wirkt alles wie Meditation in Architekturform. Nichts ist dem Zufall überlassen und das gefällt mir so. Hier kann man einen entspannten Nachmittag verbringen und fühlt sich wie in den Ferien. Öffentliche Kunst kann also durchaus harmonisch und entspannend sein.
Nur ein paar Schritte entfernt steht der Pavillon Le Corbusier. Stahl, Glas und knallige Farben – ein architektonisches Juwel direkt am See. Der Stil erinnert uns beide ein wenig an Mondrian. Das Gebäude kann man nicht nur besuchen, sondern sogar für private Events mieten. Kunst, die nicht nur öffentlich, sondern auch feier-tauglich ist. Ohne die Innenarchitektin und Mäzenin Heidi Weber gäbe es diesen Ort übrigens gar nicht – sie finanzierte den Bau in den 1960er Jahren fast im Alleingang.
Frankfurt: Von Licht und Arbeit
Wenn in Frankfurt die Sonne untergeht, geht im Portikus ein anderes Licht auf. Der isländisch-dänische Künstler Ólafur Elíasson hat hier 2006 einen strahlend gelben Lichtbogen installiert, der sich im Main spiegelt. Es wirkt, als ginge mitten in der Stadt eine zweite Sonne unter – öffentliche Kunst in ihrer schönsten Form. Gefällt dir das Light Lab auch so sehr wie uns?
Gleich um die Ecke erhebt sich jemand, der nicht müde wird: Der Hammering Man von Jonathan Borofsky. 21 Meter hoch, schlägt er unaufhörlich seinen Hammer. Diesen bewegt er nicht auf einen Amboss zu, sondern er schlägt in die Luft – als Symbol für Arbeit, Rhythmus und das Zusammenspiel von Denken und Handeln. Seit 1991 gehört er zusammen mit dem Messeturm zu den Wahrzeichen der Stadt.
Etwas verspielter und fast ironisch ist die Krawatte von Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen vor der DZ Bank. Riesig, auf dem Kopf stehend, flattert sie scheinbar im Wind – mitten im Bankenviertel. Ein klarer Kommentar zur Finanzwelt, wo Anzug und Krawatte zur Uniform gehören. Hier wird aus einem banalen Kleidungsstück monumentale Pop-Art – inklusive einem Augenzwinkern.
Öffentliche Kunst und versteckte Schätze
Nun ist es soweit und ich muss Britta wieder verabschieden. Doch gehen lassen kann ich sie nicht, bevor ich ihr nicht den goldenen Schatz in der geschäftigsten Zone von Zürich gezeigt habe. Am Zürcher Hauptbahnhof laufen täglich tausende Menschen vorbei – die meisten davon übersehen die Goldene Kugel von Dieter Meier (ja, genau: der Musiker von Yello). Eingelassen in den Boden der Haupthalle glänzt „La Boule d’Or Centenaire“ geheimnisvoll unter Panzerglas. Rausgenommen wird sie nur selten – das nächste Mal im Jahr 2033. Was meinst du, sehen wir uns dann?
Fazit: Öffentliche Kunst für alle Sinne
Ob Brunnen in Zürich, Lichtbögen in Frankfurt oder überdimensionale Krawatten – Öffentliche Kunst bringt uns zum Staunen, Schmunzeln und manchmal auch zum Nachdenken. Sie ist kostenlos, mitten im Alltag und oft näher, als wir glauben. Vielleicht lohnt sich beim nächsten Stadtspaziergang ein zweiter Blick – denn Kunst versteckt sich manchmal auch dort, wo wir sie nicht erwarten. Eine Stadt ohne öffentliche Kunst wäre für mich wie Zürich ohne Wasser oder Frankfurt ohne Banktürme – einfach unvorstellbar.
Dieser Beitrag entstand zusammen mit Britta Kadolsky. Höre gerne in unsere gemeinsame Podcastfolge rein: Kunst im öffentlichen Raum: Kultur für alle in Frankfurt und in Zürich (2)
Schaue dir gerne die dazugehörigen Blogbeiträge an oder höre in unsere Podcastfolge rein:
Ein Kunstrundgang an der ETH Zürich
Kunst beim Spazierengehen: 10 Skulpturen in Frankfurt
#23 – Kunst im öffentlichen Raum: Kultur für alle in Frankfurt und in Zürich (1)
Bilder (siehe zusätzliche Quellenangaben in den Bildern):
Zürich
- Brunnen Stadt Zürich, eigene Aufnahmen
- Giacometti Halle (Blüemlihalle) in Zürich, eigene Aufnahmen
- Chinagarten (Zürichsee) © www.zuerich.com
- Pavillon Le Corbusier, eigene Aufnahmen
- La Boule d’or centenaire von Dieter Meier (HB Zürich), eigene Aufnahmen
Frankfurt
- Inverted Collar and Tie vor der DZ Bank von Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen © CC BY-SA 3.0, Wiki Commons
- Hammering Man von Jonathan Borofsky vor dem Messeturm in Frankfurt © CC BY 3.0, Wiki Commons, Hannes Grobe/AWI – Eigenes Werk
- Light Lab von Ólafur Elíassons im Portikus in Frankfurt © www.portikus.de